Flautando Köln

Susanna Borsch

Susanne Hochscheid

Ursula Thelen

Kerstin de Witt

Das Finale des 32. Kammermusikfestes Lübeck am 16. Juni 2024 bestreitet Flautando Köln. Vier Frauen mit vierzig Flöten befreien die Blockflöte vom Image des stümperhaft-dilettantischen Kinderinstruments.

Gegründet wurde dieses Ensemble 1990, die heutige Besetzung besteht aus Susanne Hochscheid, Susanna Borsch, Ursula Thelen und Kerstin de Witt.

Mittlerweile ist Flautando Köln ein renommiertes, international gefragtes Ensemble. Der Auftritt beim Kammermusikfest Lübeck ist dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass Flautando Köln sich an diesem 16. 6. sozusagen auf der Durchreise zwischen zwei anderen großen Konzerten befindet.

Flautando Köln steht für brillantes Zusammenspiel auf höchstem technischen Niveau, gepaart mit Temperament, Charme und Witz. So souverän, wie sich die vier Musikerinnen auf internationalem Parkett bewegen, so innovativ sind sie auch bei der Entdeckung neuer genreübergreifender Literatur. Mit großem Stilgefühl und Phantasie arrangieren sie Werke aller Epochen für ihre Besetzung. Sie sind „Garant für feinste Spielkultur, offen für neue Werke, ebenso ideenreich bei dem ‚Wiederentdecken‘ bekannter Kompositionen.“ (Westfälische Nachrichten, 2019)

 

Ein Instrument mit Image-Schaden

„Die Blockflöte – ein Instrument mit Image-Schaden“, so titelte das Hamburger Abendblatt am 9. Januar 2021 anlässlich des „Tages der Blockflöte“ (seit 2007 in Deutschland immer am 10. Januar) und Autorin Verena Fischer-Zernin erläutert:

„Die Blockflöte hat ein Imageproblem, und das ist ihre Doppelgängerin namens Blockflöte.

Will heißen: Blockflöte ist nicht gleich Blockflöte. Auf der einen Seite haben wir Dutzende von Modellen in allen Größen von handlang bis mannshoch, gefertigt aus den edelsten Hölzern, gespielt von begabten und hochqualifizierten Musikern in einer überwältigender klanglicher Vielfalt. Auf der anderen Seite schrillt das Heer der Fabrikinstrumente aus Kunststoff mit einer vereinfachten, der sogenannten „deutschen“ Griffweise, traditionell in Klassenstärke – und erstickt bei sensiblen Kindern die Freude am Spielen im Keim. Diese Plastikexemplare kann man nach Gebrauch en gros in die Spülmaschine stecken, stimmen muss man sie auch nicht großartig – solche Rahmenbedingungen haben mit Kunstausübung ungefähr so viel zu tun wie ein Plastikbecher mit einer Tasse aus Meißner Porzellan“.

Seit dem Mittelalter lässt sich die Blockflöte als eines der wichtigsten Holzblasinstrumente nachweisen, seit der Renaissance gibt es eine große Familie:

Sopranino-, Sopran-, Alt-, Tenor-, Bass-, Großbass- und Kontrabassblockflöte.

In der Barockzeit erlebte die Blockflöte – vor allem die Alt-Blockflöte – als Soloinstrument eine besondere Blüte, ja, sie war geradezu ein Modeinstrument, um kurz darauf in der Versenkung zu verschwinden. Die Orchester wurden im Verlauf des 18. Jahrhunderts größer und lauter, so dass die klanglich stärkere Querflöte sich durchsetzte.

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurde die Blockflöte als Haus- und -Schulmusikinstrument wiederentdeckt, mit leider fatalen Folgen. Die sogenannte „deutsche“ Griffweise sollte das Erlernen des Instruments erleichtern, doch das geschah auf Kosten der Intonation. Der Klang einer solchen Flötengruppe ist schwer zu ertragen – sensiblen, musikalischen Kindern tut man damit keinen Gefallen, sie merken sich: Blockflöte klingt schrecklich und ist doof.

Doch es geht auch anders: „Wirklich gut Blockflöte spielen zu lernen, ist sehr anspruchsvoll. Wie jedes Blasinstrument lässt sie sich nur zu einem persönlichen, facettenreichen Klang herbei, wenn die Feinmotorik von Fingern, Zunge, Mund und Atem stimmt. Aber die Mühe lohnt. Wer je erlebt hat, was ein Consort, also ein mit unterschiedlich großen Blockflöten besetztes Ensemble, alles an Stimmungen und Klangfarben beschwören kann, und wie Künstler ihr Publikum mit Inspiration und Virtuosität hinreißen, der ist für immer immun gegen die rufmordende Verwechslung mit der ‚falschen‘ Blockflöte.“ (Verena Fischer-Zernin im Hamburger Abendblatt, 9. Januar 2021)

 

© Foto Christina Feldhoff

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